Topographie der Basis cranii

Die Basis cranii bietet in ihrer knöchernen Struktur, wie in ihren topographischen Beziehungen eine weit grössere Abwechslung dar, als die übrige Wandung der Gehirnkapsel. Denn sie kann gleichfalls als ein Teil der Schädel- und Gehirnkapsel aufgefasst werden; sie bildet den Boden, auf welchem das Gehirn ruht und durch welchen die Gehirnnerven aus der Schädelhöhle austreten, resp. die Gefässe in die Schädelhöhle gelangen.

Ebensowenig wie im Relief zeigt die Schädelbasis in ihrer Dicke gleichartige Verhältnisse. Während die Mächtigkeit der platten, die Schädeldecke bildenden Knochen auf grosse Strecken hin eine ziemlich gleichmässige bleibt, zeigen die Knochen der Schädelbasis einen grossen Wechsel von dickeren, stärkeren Knochenabschnitten (Pars petrosa ossis temporalis) mit solchen, die bloss dünne Lamellen darstellen (Pars orbitalis ossis frontalis, Lamina cribrosa ossis ethmoidalis usw.). Der mehr massige Charakter der Schädelbasis als Ganzes erleidet bis zu einem gewissen Grade Abbruch durch die zahlreichen dem Durchtritte von Nerven und Gefässen dienenden Öffnungen, welche auch massige Knochenteile (z. B. die Pyramide des Felsenbeins, die Partes laterales ossis occipitalis) durchsetzen. Auf ihre Bedeutung für den Verlauf von Frakturlinien an der Basis cranii soll unten hingewiesen werden.

Ein weiterer Unterschied gegenüber der Schädeldecke ergibt sich noch daraus, dass der Schädelgrund in die schon früher erwähnten "Etagen" oder Schädelgruben (Fossae cranii) eingeteilt werden kann. Die Bezeichnung als Etagen lässt sich insofern rechtfertigen, als die Abteilungen nicht in derselben Horizontalebene liegen; die vordere liegt höher als die mittlere, diese wieder höher als die hintere. Im ganzen genommen liegt die Schädelbasis nicht horizontal, sondern entspricht bei wagrechter Haltung des Kopfes einer Ebene, welche vorne den Margo supraorbitalis, hinten die Protuberantia occipitalis int. schneidet.

Die vordere Schädelgrube wird von der mittleren abgegrenzt (s. Fig. 9) durch die Alae parvae ossis sphenoidalis sowie durch eine Linie, welche die beiden For. optica verbindet. Sie wird gebildet: durch die Lamina cribrosa ossis ethmoidalis (mit der Crista galli), die Facies orbitales ossis frontalis (mit zahlreichen Juga cerebralia), die kleinen Keilbeinflügel und die vordere Partie der oberen Fläche des Keilbeinkörpers. Die Lamina cribrosa trennt sie von der Nasenhöhle, die Partes orbitales der beiden Ossa frontalia bilden das Dach der Orbita und scheiden diesen Raum von der vorderen Schädelgrube. An das Skelet der vorderen Etage fügt sich also nach abwärts der Gesichtsteil des Schädels, welcher mit seiner oberen Partie die Orbitae und die Nasenhöhle bildet.

Schädelbasis, von oben gesehen

Die mittlere Schädelgrube wird in ihrer medianen Partie durch die Sella turcica des Sphenoids hergestellt, grenzt sich also hier gegen die vordere Schädelgrube durch die Verbindungslinie der beiden For. optica ab, gegen die hintere Schädelgrube durch das Dorsum sellae. Seitlich weitet sich die Grube aus, ihr Boden liegt demnach auch tiefer als die Sella turcica; die seitlichen Ausbuchtungen werden vorn durch die Alae parvae des Sphenoids gegen die vordere Schädelgrube, hinten durch die Crista petrosa gegen die hintere Schädelgrube abgegrenzt. Die seitlichen Abteilungen der mittleren Schädelgrube werden gebildet durch die grossen Keilbeinflügel, die vordere obere Fläche der Felsenbeinpyramide und einen Teil der Squama temporalis, welche sich in der Sutura petrosquamosa von der Pars petrosa abgrenzt. Aus der seitlichen Abteilung der mittleren Schädelgrube führt die Fissura orbitalis superior in die Orbita, das Foramen rotundum in die Fossa sphenopalatina, das Foramen ovale und das Foramen spinosum direkt abwärts in die Regio pterygoidea. Das unregelmässige For. lacerum wird am unmacerierten Schädel durch Faserknorpel ausgefüllt; an der lateralen Fläche des Sphenoidkörpers öffnet sich der in der Spitze der Felsenbeinpyramide eingeschlossene Canalis caroticus. Aus der medianen engeren Abteilung der mittleren Schädelgrube führt der im For. opticum beginnende Canalis opticus in die Orbita.

Die hintere Schädelgrube grenzt sich durch das Dorsum sellae und die Crista petrosa gegen die mittlere Schädelgrube ab; als Übergangslinie in die Schädeldecke kann man den oberen Rand des Sulcus transversus und die Protuberantia occipitalis int. betrachten. Auch hier ist eine mittlere Abteilung von zwei seitlichen Buchten zu unterscheiden; die erstere wird durch den leicht ausgehöhlten Clivus dargestellt, welcher von dem Dorsum sellae aus als eine abschüssige seichte Rinne gegen den vorderen Umfang des For. occipitale magnum führt, dann folgt das letztere und, vom hinteren Rande desselben zur Protuberantia occipitalis int. ziehend ein Knochenwulst, welcher die beiden seitlichen Ausbuchtungen der hinteren Schädelgrube voneinander trennt (Crista occipitalis int.). Die hintere Schädelgrube wird gebildet: in ihrer medianen Partie hinter der Sella turcica von der hinteren Partie des Corpus ossis sphenoidalis und der Pars basilaris ossis occipitalis; die seitliche Umgrenzung des For. occipitale magnum wird von der Pars basilaris, den Partes laterales und zum kleinsten Teile von der Squama ossis occipitalis geliefert, die seitlichen Ausbuchtungen von der oberen hinteren Fläche der Pars petrosa ossis temporalis, von einem Teile der Pars mastoidea ossis temporalis und zum grössten Teile von der Squama occipitalis. An der Facies sup. post. der Felsenbeinpyramide liegt der Porus acusticus int., unterhalb desselben das Foramen jugulare. Die Partes laterales ossis occipitalis werden durchsetzt von dem Canalis hypoglossi und dem Canalis condyloideus.

Nach unten bezogen entspricht die hintere Schädelgrube teils dem Planum nuchale (welches Ursprungs- und Insertionsflächen für die Nackenmuskulatur bietet), teils, im Bereiche des Clivus, der oberen Pharynxwand vor der Insertion des M. constrictor pharyngis sup. am Tuberculum pharyngeum.

Wenn wir die Beziehungen der Schädelgruben zusammenfassen, so ergeben sich solche für die vordere Schädelgrube zur Augen- und Nasenhöhle, für die mittlere Schädelgrube zur Regio infratemporalis und pterygoidea, zur Paukenhöhle, zum Labyrinth und zum Sinus sphenoidalis, für die hintere Schädelgrube zum Wirbelkanal, teilweise auch zum Pharynx. Die Beziehungen zwischen der vorderen Schädelgrube, der Orbita und der Nasenhöhle sollen später (Topographie der Orbita und der Nasenhöhle) besprochen werden, diejenigen der mittleren Schädelgrube zum Labyrinth und zur Paukenhöhle bei der Schilderung der Topographie dieser beiden Räume.

Festigkeit einzelner Teile des Schädels. Schon die oberflächliche Untersuchung des Schädels von der Seite oder des Schädelgrundes von oben her lässt die Zusammensetzung aus Abschnitten von verschiedener Festigkeit erkennen. Die Tat- sache ist von praktischer Wichtigkeit, weil sie Schlüsse ermöglicht über die Resistenz, welche einzelne Abschnitte gegen äussere Gewalt (Schlag auf den Schädel, Fall usw.) aufweisen. So nehmen Frakturen der Schädelbasis einen mehr oder weniger typischen Verlauf, indem sie bestimmte Gebilde (Innen- und Mittelohr, Gefässe) öfter in Mitleidenschaft ziehen.

Bei der Betrachtung des Schädels von der Seite her lassen sich festere "Strebepfeiler" nachweisen (in der Fig. 10 punktiert und mit I — IV bezeichnet), welche einen annähernd vertikalen Verlauf nehmen. Ein vorderer Pfeiler (I) geht vom Processus alveolaris des Oberkiefers in der Gegend des ersten Prämolarzahnes und des Eckzahnes senkrecht nach oben; er wird durch den Körper des Oberkiefers, den Processus frontalis maxillae und die Squama frontalis gebildet. Nach hinten schliesst sich fast unmittelbar ein zweiter Pfeiler an (II); derselbe geht von dem Proc. alveolaris in der Gegend der Molarzähne aus und wird gleichfalls durch den Oberkieferkörper sowie durch das Jochbein, den Proc. zygomaticus ossis frontalis und die Schuppe des Os frontale gebildet. Die festere Knochenmasse des Marge supra- und infraorbitalis verbindet die Pfeiler I und II untereinander. Ein dritter kurzer, aber breiter Strebepfeiler (III) geht von dem Proc. mastoides und dem angrenzenden Teile des Os occipitalc aus und zieht sich auf dem hintersten Teil des Os parietale weiter. Dieser Pfeiler steht vorn mittelst des Jochbogens mit dem zweiten Pfeiler in Verbindung. Ein vierter Pfeiler endlich (IV) wird in der Medianlinie durch die Schuppe des Os occipitale hergestellt.

Seitenansicht des Schädels, mit den festeren Strebepfeilern, I—IV.

Eine Schwächung der Schädeldecke durch grössere Öffnungen in den Knochen findet nicht statt. Ganz anders verhält sich die Schädelbasis (Fig. 11). Auch hier wechseln massigere Partien (punktiert angegeben) mit weniger resistenten ab, doch müssen auch die Öffnungen zum Durchtritt der Nerven und Gefässe bei der Abschätzung der Festigkeit der Schädelbasis in Betracht gezogen werden. Sehr häufig zeigen Frakturlinien einen Verlauf, der die festeren Teile der Schädelbasis vermeidet, um dagegen die Öffnungen in mehr oder weniger typischer Weise zu verbinden. Eine mächtige mediane Zone zieht von der Protuberantia occipitalis int. zum hinteren Rande des Foramen occipitale magnum, begrenzt dasselbe und erreicht vorn die Sella turcica. Sie entspricht der Pars basilaris, den Partes laterales und der medianen Partie der Squama ossis occipitalis, sowie dem Körper des Sphenoids. Nach hinten geht sie in den hinteren vertikalen Pfeiler (IV der Fig. 10) über. Seitlich von dem For. occipitale magnum hängt diese Zone mit dem III. vertikalen Pfeiler der Schädeldeckc zusammen, welcher von der Basis der Pars mastoidea ossis temporalis ausgeht. Von dem vorderen Ende der medianen Zone an der Lehne des Türkensattels zieht sie sich lateral und nach vorne als eine festere Zone weiter, welche dem vordersten Teile der grossen Keilbeinflügel entspricht und in den II. vertikalen Strebepfeiler der Fig. 10 übergeht. Von den auf Fig. 11 rot angegebenen Frakturlinien verläuft die eine querdurch den Türkensattel (selbstverständlich ist hier die Resistenz des Knochens je nach der Grösse und Ausdehnung des Sinus sphenoidalis eine verschiedene) und reicht von dem Foramen rotundum der einen Seite bis zu dem Foramen lacerum und dem Foramen spinosum der anderen Seite. Eine zweite Frakturlinie beginnt rechterseits am Canalis hypoglossi und erreicht über das For. jugulare und den Porus acusticus int. das For. spinosum, um von hier aus lateralwärts abbiegend die Schuppe des Schläfenbeines zu durchsetzen. Diese Frakturlinie, welche die Spitze der sonst so massigen Schläfenbeinpyramide abtrennt, verbindet also die drei übereinander liegenden Öffnungen des Canalis hypoglossi, des Foramen jugulare und des Porus acusticus int.; sie wird das Labyrinth eröffnen oder doch dicht an der knöchernen Schnecke vorbei gehen. Eine dritte typische Frakturlinie geht von dem Foramen spinosum über das Foramen ovale zum Foramen rotundum und zum Foramen opticum, trennt den Processus clinoideus ant. von dem kleinen Keilbeinflügel und durchsetzt die Pars orbitalis ossis frontalis. Dieser Verlauf ist wichtig, da er, besonders wenn der Processus clinoideus anterior der Gewalt weicht und sich ablöst, die Augenmuskelnerven und den N. opticus innerhalb der Schädelhöhle gefährdet; auch kann der Sinus cavernosus verletzt werden.

Schädelbasis mit einigen Frakturlinien (rot)

Dura mater und Sinus venosi. Die Dura mater bildet eine Schicht, welche einerseits als Periost in innigem Zusammenhange mit der inneren Fläche der Schädelknochen steht, andererseits zum Gehirne Beziehungen besitzt, indem sie sich durch die Ausbildung von lamellenartigen Fortsätzen zwischen die einzelnen Hirnabschnitte lagert, dieselben stützt und in ihrer Lage erhält. Solche Fortsätze sind die Falx cerebri zwischen den beiden Grosshirnhemisphären, das Tentorium cerebelli zwischen den Lobi occipitales der Grosshirnhemisphären und dem Kleinhirn. Eine weitere Bedeutung kommt der Dura mater dadurch zu, dass sie die grossen venösen Blutleiter (Sinus durae matris) einschlicsst, welche teils aus den Schädelwandungen (Vv. diploeticae), teils aus der Dura mater selbst (Vv. meningeae) und drittens aus dem Gehirne und der Augenhöhle ihre Zuflüsse erhalten.

Dass die Dura mater in grosser Ausdehnung von den platten Knochen des Schädeldaches abgetrennt werden kann, lässt sich bei Autopsien leicht feststellen. Diese Tatsache erklärt auch die bei Verletzung der A. meningea media auftretende Abhebung der Dura von den Knochen und die Möglichkeit der Bildung grosser Blutextravasate
zwischen Dura mater und Schädeldecke, welche die Aufsuchung und Unterbindung der verletzten Arterien indizieren.

Die Verbindung der Dura mater mit den Knochen der Schädelbasis ist dagegen im allgemeinen eine innigere; besonders dort, wo Nerven die Schädelbasis durchsetzen, hängt die Dura mater mit der Scheide der Nerven zusammen und bewirkt eine Fixation der Nervenstämme in den betreffenden Öffnungen, indem sie sich an die Ränder der letzteren befestigt. Besonders innig hängt die Dura mater an den Nähten mit den Knochen zusammen.

Der doppelten Rolle, welche die Dura mater einerseits als Periost der inneren Fläche des Schädels, andererseits als Hülle des Gehirns spielt, entspricht auch ihre Struktur; die äussere Schicht (Periost) ist mehr locker und enthält eine grössere Menge von kleinen für die Knochen bestimmten Gefässen, die innere Schicht ist derber, sehniger und gefässärmer. Beide Schichten hängen jedoch so innig untereinander zusammen, dass sie bloss präparatorisch voneinander zu trennen sind.

Von den blätterartigen Fortsätzen der Dura mater, welche sich zwischen Hirnteilen einlagern, erstreckt sich die Falxcerebri, an Höhe allmählich zunehmend, von der Crista galli bis zur Protuberantia occipitalis int. (s. Fig. 12). Sie geht von den Rändern des Sulcus sagittalis ab und schliesst mit dem letzteren zusammen den Sinus sagittalis sup. ein, während an ihrem freien, abwärts konkaven Rande der Sinus sagittalis inf. liegt. Hinten verbindet sich die Falx mit dem Tentorium cerebelli und trennt die beiden Grosshirnhemisphären voneinander, indem sie, wenigstens in ihrer hinteren Partie, die obere Fläche des Balkens erreicht.

Topographie der Sinus durae matris

Von grösserer Bedeutung für die Einteilung des Schädelraumes in topographischer Hinsicht erweist sich das Tentorium cerebeüi. Dasselbe geht mit seiner Befestigung von der Protuberantia occipitalis int. längs des Sulcus transversus zur Crista petrosa und von dort über den in das Cavum Meckelii an der Felsenbeinspitze eintretenden N. trigeminus, sowie über den Sinus cavernosus hinweg bis zum Proc. clinoideus ant. Das Tentorium bildet eine Platte, in welcher ein Ausschnitt dem Hirnstamme den Durchtritt nach oben gestattet. Der freie Rand der Tentoriumplatte begrenzt mit dem Dorsum sellae eine Öffnung, welche sich in Form eines "Spitzbogens" (Gegenbaur) nach hinten auszieht. Man kann das Tentorium als oberste Abgrenzung eines Raumes ansehen, dessen knöcherne Wandungen durch die hintere Schädelgrube geliefert werden. Derselbe geht unten durch das Foramen occipitale magnum in den Rückgratskanal über, während er oben mittelst der Öffnung in der Tentoriumplatte mit dem übrigen Schädelraum in Verbindung tritt. Der durch das Tentorium und die hintere Schädelgrube abgegrenzte Raum kann als Cavum cranii minus von einem Cavum cranii majus unterschieden werden, welches dem übrigen Teile des Cavum cranii entspricht und durch die Falx cerebri eine unvollständige Einteilung in eine linke und eine rechte Hälfte erfährt. Im Cavum cranii minus liegen die Kleinhirnhemisphären, die Medulla oblongata, das Mittelhirn, die Austrittstellen der grossen Gehirnnerven (mit Ausnahme der Nn. optici und olfactorii), und die erste (intracraniale) Strecke ihres Verlaufes. In dem Cavum cranii majus liegen von Hirnteilen: die Grosshirnhemisphären, die Nn. optici, die Nn. olfactorii mit den Bulbi der Nn. olfactorii. Das Cavum cranii majus steht bloss mit dem Cavum cranii minus in ausgiebiger Verbindung; sein Boden wird durch die mittlere und die vordere Schädelgrube gebildet.

Ausser durch ihren Inhalt unterscheiden sich die beiden Abteilungen auch dadurch, dass die Eröffnung des Cavum cranii majus leicht auszuführen ist, z. B. behufs Aufsuchung der A. meningea media oder der motorischen Bezirke der Grosshirnrinde im Gyrus centralis ant. und post. An der Basis kann man sogar bis zum Trigeminusganglion vordringen und dasselbe entfernen, während der grösste Teil der unteren Fläche der hinteren Schädelgrube durch die bis zur Linea nuchae suprema reichenden Ansätze der Rückenmuskulatur bedeckt wird. Von der Seite her ist nur der Sinus transversus hinter dem Processus mastoideus zu erreichen.

Topographie der Siuus durae matris und der Grosshirnnerven innerhalb der Schädelhöhle. Die Dura mater begrenzt (s. Fig. 12) ein System von untereinander zusammenhängenden venösen Räumen, welche, in die Dura mater eingeschlossen, ihre Zuflüsse teils aus den Wandungen des Schädels, teils aus dem Gehirn erhalten. Sie zeichnen sich vor den übrigen grossen Venenstämmen des Körpers dadurch aus, dass ihre Wandung durch das Gewebe der Dura mater ersetzt wird; infolge der straffen Beschaffenheit der harten Hirnhaut klafft das Lumen beim Anschneiden und fällt auch bei gesteigertem Drucke innerhalb der Schädelhöhle nicht zusammen. Den Hauptabfluss besitzen sie durch das Foramen jugulare in die Vena jugularis interna; andere Abflüsse stehen mit den Venae vertebrales des Rückenmarkskanals und mittelst der Emissaria mit den Venen der Kopfschwarte in Zusammenhang. Als kleinere, in der Beschreibung nicht weiter zu berücksichtigende Sinusbildungen seien angeführt: der Sinus occipitalis (von der Protuberantia occipitalis int. zum hinteren Umfange des For. occipitale magnum), der Sinus petrosus inf., der Sinus sagittalis inf. (am unteren Rande der Falx cerebri), der Sinus alae parvae. Von den grösseren Sinus sind paarig die Sinus transversi, die Sinus petrosi superiores und die Sinus cavernosi, welch letztere durch die Sinus intercavernosi untereinander in Verbindung stehen.

Von aussen erreichbar kommen für das chirurgische Eingreifen in Betracht bloss der Sinus sagittalis sup. und der Sinus transversus. Der erstere verläuft von dem Foramen caecum bis zur Protuberantia occipitalis int., in der Mehrzahl der Fälle um ein geringes nach rechts von der Medianlinie. Er liegt in der an den Rändern des Sulcus sagittalis angewachsenen Falx cerebri, seine Wandungen werden durch den Sulcus sagittalis und die hier auseinanderweichenden Blätter der Falx cerebri gebildet; er nimmt, abgesehen von zahlreichen Vv. diploeticae, auch Venen von der Konvexität der Grosshirnhemisphären in der Nähe der Mantelkante auf, sowie auch Verbindungsäste von den Vv. meningeae mediae. Ausserdem münden die Venen der Emissaria parietaha, welche in den For. parietalia die Schädelkapsel durchsetzen, in den Sinus sagittalis sup. und setzen ihn mit dem Venengeflechte der Kopfschwarte in Verbindung. Zahlreiche seitliche Ausbuchtungen (Lacunae laterales) des Sinus sagittalis sup. nehmen die venösen Zuflüsse auf und lagern sich in die beiderseits von dem Sulcus sagittalis angeordneten Foveolae granuläres (Pacchioni). Die Verdünnung der Schädeldecke kann im Bereiche dieser seitlichen Ausbuchtungen eine beträchtliche werden, so dass in vielen Fällen bloss eine dünne Knochenschicht die Lacunae laterales von dem äusseren Perioste der Schädeldecke trennt. Die Lacunae laterales und der Sinus sagittalis sup. zeigen eine Beziehung zu der Arachnoidea des Gehirns in der Ausbildung der Granulationes arachnoideales (Pacchioni), kolbenartiger Wucherungen der Arachnoidea, welche sich in die Lacunae laterales vorstülpen und das Lumen derselben häufig ganz in Anspruch nehmen (Fig. 13). Sie finden sich, allerdings seltener, auch im Bereiche anderer Sinus durae matris; beträchtlich gesteigert ist jedoch ihre Zahl an dem Sinus sagittalis sup.

Frontalschnitt durch die Schädeldecken. Sinus sagittalis sup. und Granulationes arachnoideales (Pacchioni). Arachnoidea rot.

Der Sinus sagittalis superior erreicht hinten sein Ende an der Protuberantia occipitalis interna. Hier mündet in ihn ein der in dem Ansätze der Falx cerebri an das Tentorium (Fig. 12) verlaufende Sinus rectus, sowie auch der kleine und unwichtige, von dem hinteren Umfange des Foramen occipitale magnum nach hinten zur Protuberantia
occipitalis interna verlaufende Sinus occipitalis. Von der Vereinigungsstelle der drei erwähnten Sinusbildungen, dem Confluens sinuum, verläuft der Sinus transversus in dem Sulcus transversus und dem in der Pars mastoidea ossis temporalis ausgehöhlten Sulcus sigmoides bis zum Foramen jugulare, um hier fast rechtwinklig abzubiegen und in die als Bulbus venae jugularis ausgeweitete erste Strecke der V. jugularis interna überzugehen. Der rechte Sinus transversus ist in der Regel stärker ausgebildet, eine Tatsache, die sich vielleicht durch die Rückbildung der linken V. cava sup. beim Menschen erklären lässt (Bluntschli). Der Verlauf des Sinus transversus entspricht nach aussen hin der Linea nuchae suprema mit den Ansätzen der Mm. trapezius und sternocleidomastoideus. Die Wandungen dieser Strecke werden durch den Sulcus transversus und durch die beiden Blätter des Tentorium gebildet, welche sich an die Ränder des Sulcus ansetzen. Die erste Strecke des Verlaufes ist eine recht konstante; diejenige Strecke jedoch, welche vom Übergang auf die innere Fläche der Pars mastoidea ossis temporalis bis zum For. jugulare reicht, zeigt häufige und praktisch sehr wichtige Variationen (s. Gehörorgan), indem der Sulcus transversus (und mit ihm der Sinus) sich verschieden weit lateralwärts in die Pars mastoidea vorbuchtet. Bald wird der Sinus durch eine mächtige, von den Cellulae mastoideae durchsetzte Knochenschicht von der äusseren Oberfläche des Proc. mastoides getrennt, bald geht die lateralwärts gerichtete Ausbiegung des Sinus so weit, ds die äussere Wand bloss durch eine dünne Knochenlamelle dargestellt wird. Die Zufälle, welche bei der Eröffnung des Antrum mastoideum durch Anstich des Sinus transversus entstehen können, femer die Aufsuchung des Sinus selbst, sollen später bei der Besprechung der Topographie des Mittelohres abgehandelt und veranschaulicht werden.

Sinus cavernosus. Er liegt dem seitlichen Teile des Türkensattels an (Figg. 14 u. 17), indem er sich von der Spitze der Schläfenbeinpyramide bis zur Fissura orbitalis sup. erstreckt. Von vorne her kommend mündet die Vena ophthalmica in ihn ein, von hinten her die Sinus petrosus sup. et inf. und die Vv. basilares, welch letztere sich auf dem Clivus sammeln. Beide Sinus cavernosi stehen durch Oueranastomosen (Sinus intercavernosus ant. et post.) in Verbindung, und bilden so einen venösen Ring, welcher die Hypophysis Sinus cavernosus Dura mater umgibt (Sinus circularis). Der Sinus cavernosus zeichnet sich vor den übrigen Blutleitern der harten Hirnhaut dadurch aus, dass sein Lumen von einer grossen Anzahl von Bindegewebsbalken durchsetzt wird, welche auf Querschnitten den Eindruck erwecken, als ob es sich hier um ein echtes kavernöses Gewebe handelte. Auch in seinen topographischen Beziehungen nimmt der Sinus cavernosus eine besondere Stellung ein, indem er sowohl die Endstrecke der A. carotis int. (von der inneren Öffnung des Canalis caroticus auf der Spitze der Schläfenbeinpyramide an) umschliesst, als auch die drei Augenmuskelnerven teils in seine Wand aufnimmt (N. oculomotorius, N. trochlearis), teils umgibt (N. abducens). Auch zwischen den beiden ersten Ästen des N. trigeminus (N. ophthalmicus und N. maxillaris) und dem Sinus cavernosus bestehen innige Beziehungen.

Frontalschnitt durch die Mitte der Hypophyse und der Sella turcica.

Topographie der Endstrecke der A. carotis interna, der Augenmuskelnerven und des Ganglion semilunare (Gasseri).

Die Figur 14 veranschaulicht diese Verhältnisse auf einem Frontalschnitte; die Figur 15 zeigt die Lage der A. carotis int. zu den Nerven nach Entfernung des Sinus cavernosus. Die Bindegewebsbalken, welche den Sinus durchsetzen, heften sich auch an die Wand der A. carotis int.; auf dem in Fig. 14 dargestellten Frontalschnitte sind diese Balken stark ausgebildet und bloss in geringem Umfange tritt der Sinus cavernosus bis an die Arterie heran. Medianwärts liegt der Querschnitt der Hypophysis und das Lumen des Sinus cavernosus. In der Nähe der lateralen Wand der Arterie, aber immerhin durch Bindegewebsmassen davon getrennt, liegt der Querschnitt des N. abducens; der lateralen Wand des Sinus angeschlossen, also in der Dura mater eingelagert (von oben nach unten aufgezählt), die Querschnitte des N. oculomotorius, des N. trochlearis und des N. ophthalmicus. Noch weiter abwärts, kaum noch in Beziehung zur Wand des Sinus cavernosus, liegt der Querschnitt des N. maxillaris. Von dem N. abducens wird hervorgehoben, dass er in dem Sinus eingeschlossen zur Fissura orbitalis sup. verläuft, eine Angabe, deren Richtigkeit sich nicht ohne weiteres aus der Figur 14 ergibt, indem die Beziehungen des N. oculomotorius zum Sinuslumen mindestens ebenso eng erscheinen, als diejenigen des N. abducens. Es mag wohl von der Stärke der den Sinus durchsetzenden Bindegewebsbalken abhängen, ob der N. abducens rings vom Sinuslumen umschlossen wird oder nicht. Die Querschnitte der Nn. ophthalmicus und maxillaris stellen nicht solide Massen dar, sondern zahlreiche durch ziemlich starke Bindegewebsbalken voneinander getrennte Bündel.

Die gegenseitige Lage der Nerven und Gefässe geht aus den Figg. 15 und 16 hervor. Der N. oculomotorius geht vor der Brücke in dem Winkel, den die Pedunculi cerebri bilden, von dem Gehirnstamme ab und verläuft zwischen der A. cerebri post. und der A. cerebelli sup. gegen den Proc. clinoideus post. lateralwärts, von welchem er in die Dura eintritt. Er gelangt am weitesten oben von sämtlichen Augenmuskelnerven, lateralwärts von der letzten Biegung der A. carotis int., in die Fissura orbitalis superior. Der N. trochlearis ist in Fig. 16 in seinem Ursprünge von dem Gehirnstamme hinter den Vierhügeln am Velum medulläre ant. dargestellt. Er verläuft um die Pedunculi cerebri lateralwärts zum vorderen Ende der Ansatzlinie des Tentorium, wo er hinter dem N. oculomotorius in die Dura mater eindringt, um fernerhin in der lateralen Wand des Sinus cavernosus, über dem N. ophthalmicus zu liegen, dem er sich im übrigen eng anschliesst. Er geht gleichfalls durch die Fissura orbitalis superior in die Orbita. Der N. trigeminus durchsetzt mit seinem Ursprünge die Brückenarme und gelangt an der Spitze der Schläfenbeinpyramide unter einer Brücke der Dura mater in das Cavum Meckelii, wo die sensible Portion das Ganglion semilunare (Gasseri) bildet. Das Cavum Meckelii wird durch eine Spaltung der Dura mater in ihre beiden Blätter begrenzt, indem das eine Blatt als Periost die Impressio trigemini s. Meckelii an der oberen und vorderen Fläche der Schläfenbeinpyramide in der Nähe der Pyramidenspitze überkleidet, das andere Blatt über dem Ganglion semilunare und den drei aus dem Ganglion hervorgehenden Ästen des N. trigeminus hinwegzieht, um sich lateral von dem Foramen ovale und dem For. rotundum mit dem tiefen Blatte wieder zu vereinigen. Medianwärts von dem Ganglion semilunare und dem N. ophthalmicus tritt die A. carotis int. aus der inneren Öffnung des Canalis caroticus zur Seite des Sphenoidkörpers empor, vom Sinus cavernosus eingeschlossen, welch' letzterer noch an den N. ophthalmicus heranreicht (Fig. 14). Unmittelbar nach hinten von dem sehr kurzen aus dem Foramen ovale austretenden N. mandibularis gelangt die A. meningea media durch das Foramen spinosum in die Schädelhöhle. Das Ganglion semilunare wird durch einen Ast der A. meningea media versorgt (A. meningea parva), welcher ausserhalb des Schädels entspringt und durch das Foramen ovale in das Cavum cranii eintritt. Ein stark entwickelter Sinus sphenoidalis kann bis an das Cavum Meckelii heranreichen (s. Topographie der Sinus paranasales) und stellt möglicherweise eine Bahn dar, auf welcher eine Entzündung von der Nasenhöhle aus auf das Ganglion semilunare, sowie auf den N. trigeminus übergreifen kann.

Topographie der intrakranialen Strecken der Hirnnerven (Fig. 16). Von den Hirnnerven, welche den Boden der hinteren Schädelgrube durchsetzen, liegen die Austrittsstellen der Nn. VII — XI nahe beisammen. Der N. acusticus und der N. facialis treten in den Perus acusticus internus ein (Fig. 16); etwas tiefer konvergieren die Nn. glossopharyngeus, vagus und accessorius gegen die vordere Abteilung des Foramen jugulare, noch tiefer gelangt der N. hypoglossus durch den Canalis hypoglossi in der Pars lateralis ossis occipitalis nach aussen. Nicht selten verlaufen Frakturlinien der Basis cranii vom Canalis hypoglossi aus über das Foramen jugulare und den Porus acusticus internus zum Foramen lacerum und können Läsionen der austretenden Nervenstämme, besonders des N. facialis und des N. acusticus, herbeiführen. (S. die Bemerkungen über Verlauf der Basisfrakturen und Fig. 11.)

 Schädelbasis mit den Sinus durae matris und den intrakranialen Strecken der Hirnnerven. Nach einem Präparate der Basler Sammlung.

Topographie der Hypophysis und der Sinus cavernosi. Die Topographie der Hypophysis kann neuerdings, wegen der zur Exstirpation von Hypophysistumoren vorgenommenen Operationen ein grösseres Interesse beanspruchen. Sie wird durch die Figg. 17 und 18 veranschaulicht.

Die Hypophysis liegt in der Fossa hypophyseos und erstreckt sich von dem Tuberculum sellae bis zur vorderen Fläche des Dorsum sellae; in transversaler Richtung entspricht ihre Ausdehnung etwa der Verbindungslinie der beiden Proc. clinoidei medii. Das in eine Kapsel eingeschlossene Gebilde besteht aus einem vorderen (drüsigen) Abschnitte, welcher sich aus dem Ektoderm am oberen Ende der Rachenhaut vor dem Durchbruch der letzteren bildet, und einem hinteren (nervösen) durch das Infundibulum mit dem Boden des mittleren Ventrikels in Verbindung stehenden Abschnitte.

Von oben her wird die Hypophysis bedeckt und von dem Chiasma nerv, opticorum getrennt durch die Dura mater, welche sich von den Proc. clinoidei ant. zu den Proc. clinoidei post. und zum Dorsum sellae erstreckt. Diese Platte der Dura mater (Diaphragma sellae) weist in ihrer Mitte eine Öffnung auf, durch welche das Infundibulum hindurchtritt, um sich mit dem hinteren Abschnitte der Hypophysis zu verbinden. Lateralwärts geht die Dura mater auf den Sinus cavernosus über, um dessen obere und laterale Wand zu bilden. Die Sinus cavernosi grenzen mehr oder weniger ausgedehnt an den lateralen Umfang der Hypophysis; es sind diese Verhältnisse in- sofern auch einer grossen Variabilität unterworfen, als die Sinus cavernosi bei Kindern eher aus einem Venengeflechte, beim Erwachsenen dagegen aus sinusartigen Räumen bestehen (Luschka), indem die Scheidewände zwischen den einzelnen Venen sich im Laufe der Zeit reduzieren, so dass die letzteren in weite Kommunikation miteinander
treten (Fig. 14 von emem jugendlichen Individuum). In allen Fällen werden die beiden Sinus cavernosi durch Venen, welche bogenförmig vorne und hinten im Diaphragma sellae verlaufen, untereinander in Verbindung gesetzt (Sinus intercavernosi) (Fig. 17). Ausserdem finden sich auch am unteren Umfange der Hypophysis kleinere Venen, welche die Sinus cavernosi verbinden.

Beziehungen der Hypophysis ergeben sich: I. nach oben zum Chiasma nerv, opticorum und zum Tractus opticus, von welchen die Hypophysis durch das Diaphragma sellae turcicae getrennt wird. Dessenungeachtet kann die infolge einer Geschwulstbildung nach oben sich ausdehnende Hypophysis einen Druck auf das Chiasma ausüben, welcher gerade die im Chiasma sich kreuzenden, aus den nasalen Hälften der Retina stammenden (in Fig. 17 mit N N bezeichneten) Fasern treffen wird. Daher die bitemporale Hemianopsie, welche bei Hypophysistumoren häufig angetroffen wird. Die Tractus optici ziehen seitlich, über die Hypophysis aufsteigend, zum lateralen Umfange der Fedunculi cerebri und liegen dabei über dem Dorsum sellae, indem bei der Ansicht von oben her (s. die Ansicht der Orbitae Fig. 65) die Proc. clinoidei post. beiderseits lateral von den Tractus optici sichtbar werden. 2. Hinten legt sich die Hypophysis der vorderen Fläche des Dorsum sellae an. 3. Lateralwärts ergeben sich in wechselnder Ausdehnung (s. oben) Beziehungen zum Sinus cavernosus und zu der im Sinus eingeschlossenen ersten intrakranialen Strecke der A. carotis int. (Fig. 17). Diese Arterie geht lateral vom Übergänge des N. opticus in das Chiasma durch die Dura und bildet von hier an die zweite Strecke der Arterie, welche innerhalb des Subarachnoidealraumes liegt. Am Übergange der ersten in die zweite Strecke sind die Beziehungen zum N. opticus besonders innige; hier geht auch die dem unteren Umfange des N. opticus sich anschliessende A. ophthalmica ab (Fig. 17). Die Augenmuskelnerven, welche lateralwärts und oberhalb der ersten im Sinus eingeschlossenen Strecke der A. carotis int. liegen, kommen nicht mehr in Beziehung zum lateralen Umfange der Hypophysis. 4. und 5. Die Beziehungen der Hypophysis nach unten und vorne sind in operativer Hinsicht am wichtigsten, doch variieren sie je nach der Ausbildung des Sinus sphenoidalis. Ausser bei starker Reduktion des letzteren wird der vordere Umfang der Hypophysis vom Sinus sphenoidalis durch eine Knochenschicht getrennt, welche bei starker Ausbildung des Sinus (s. Fig. 18) sehr dünn sein kann. Erstreckt sich ein solcher Sinus weit nach hinten gegen den Clivus hin, so kann auch der untere Umfang der Hypophysis in dieselbe Beziehung zur Höhle kommen.

Topographie der Hypophysis, des Chiasma nervorum opticorum und des Sinus cavernosus.

Ausser in ganz seltenen Fällen ist also der vordere, manchmal auch der untere Umfang der Hypophysis auf nasalem Wege durch den Sinus sphenoidalis hindurch erreichbar (s. Fig. 18). Die äussere Nase mit den Ossa nasalia muss dabei entweder nach oben oder nach der Seite hin zurückgeklappt werden, man eröffnet den Sinus frontalis und geht längs des Daches der Nasenhöhle nach Ausräumung der Cellulae ethmoidales auf den Sinus sphenoidalis und durch dessen hintere Wand auf die Hypophysis vor. 

Medianschnitt durch die Nasenhöhle, den Sinus sphenoidalis und die Hypophysis
 

Topographie des Gehirnes und der Hirnhäute. Den Hauptinhalt der Schädeihöhle bildet das Gehirn mit den Hirnhäuten, welche dasselbe einschliessen. Hirnhäute. Die deskriptive Anatomie unterscheidet die drei Hirnhäute als Dura mater, Arachnoidea und Pia mater. Die Dura mater ist soeben im Anschluss an die Besprechung der Schädelwandung abgehandelt worden; über ihre Blutgefässversorgung wäre bloss noch nachzutragen, dass zu den Aa. meningcae mediae, welche die Hauptarterien darstellen, noch die Aa. meningeae anteriores aus der A. ethmoidalis ant. (A. ophthalmica) und die A. meningea post. aus der A. pharyngea ascendens hinzukommen. Die Nerven der Dura mater werden einerseits von dem N. ophthalmicus vor seinem Eintritt in die Augenhöhle (N. tentorii), andererseits von dem N. maxillaris und dem N. mandibularis geliefert (Nn. meningeus und spinosus). Der N. tentorii geht nach hinten und verzweigt sich zwischen den Blättern des Tentorium cerebelli; der N. meningeus verläuft mit dem vorderen Aste der A. meningea media; der N. spinosus entspringt aus dem N. mandibularis unterhalb des For. ovale und tritt mit der A. meningea media von unten her in die mittlere Schädelgrube ein. Zu diesen drei aus den Trigeminusästen entspringenden Nerven der Dura mater kommt noch der Rani, meningeus Vagi, aus dem Ganglion jugulare vagi, der sich an die Wandungen des Sinus transversus und des Sinus occipitalis verzweigt.

Arachnoidea und Pia mater (Fig. 13). Diese beiden Schichten, welche in der deskriptiven Anatomie getrennt behandelt werden, gehören in topographischer Hinsicht zusammen, insofern sie durch Bindegewebsbalken verbunden werden und auch pathologische Prozesse beide Schichten gleichzeitig ergreifen können. Die Arachnoidea überzieht die grossen Furchen und Einsenkungen zwischen einzelnen Hirnabschnitten; so geht sie über die Fossa cerebri lateralis (Sylvii) hinweg, ferner über die Furche zwischen dem Lobus occipitalis und dem Cerebellum, zwischen der Brücke und den Pedunculi cerebri usw. Sie ist im Gegensatze zur Pia mater (der eigentlichen Gefässschicht) gefässarm. Die letztere dringt zwischen alle Furchen, sowohl des Gross- als des Kleinhirns, in die Tiefe, überall feine Gefässe an die oberflächliche graue Substanz abgebend. Beide Membranen hängen durch zahlreiche feine Bindegewebsbalken untereinander zusammen und begrenzen so einen weiten mit lymphatischer Flüssigkeit angefüllten Raum, das Spatium subarachnoideale. Die grösseren Arterien des Gehirns treten durch das Spatium subarachnoideale hindurch, um die Pia mater, in welcher sie ihre weitere Verbreitung nehmen, zu erreichen. Die Arachnoidea wird von der Dura ma.ter durch einen feinen Spalt (Spatium subdurale) getrennt, welcher wie das Spatium subarachnoideale als Lymphspalt oder Lymphraum zu gelten hat.

Topographie des Spatium subdurale und subarachnoideale. Beide Räume besitzen eine weite Ausdehnung im Bereiche sowohl des Gehirnes, als des Rückenmarks. Das Spatium subdurale ist innerhalb der Schädelhöhle zum grössten Teile bloss als Spalt vorhanden, setzt sich dagegen am Foramen occipitale magnum in das weite, sackartige Spatiurn subduralc des Wirbelkanales fort. Eine Verbindung mit dem Spatium subarachnoideale fehlt, dagegen besteht eine solche mit den Lymphgefässen der Gehirn- und Rückenmarksnerven an den Austrittstellen derselben aus der Schädelhöhle, resp. aus dem Wirbelkanal. Längs des N. opticus (als einer eigentlich zentralen Gehirnbahn) setzt sich die Duralscheide bis zum Bulbus fort und in gleicher Ausdehnung lässt sich auch das Spatium subdurale als Spalt zwischen der Duralhülle und dem N. opticus verfolgen.

Das Spatium subarachnoideale gestaltet sich wesentlich anders. Da die Arachnoidea sich nicht bloss von den Kuppen der Grosshirnwindungen über die Sulci hinwegzieht, sondern auch dort, wo sich grössere Vertiefungen zwischen einzelnen Hirnteilen finden, dieselben überbrückt, so liegt sie der Pia mater nur da unmittelbar an, wo beide Häute auf der Kuppe einer Windung zusammentreffen. Die Verbindung wird durch die hier, wie überall sonst im Subarachnoidealraume vorhandenen Bindegewebsbalken hergestellt, dieselben sind jedoch hier viel stärker entwickelt als dort, wo die Pia mater durch einen grösseren Abstand von der Arachnoidea getrennt wird.

Das ganze von Bindegewebsbalken durchsetzte Spatium subarachnoideale ist mit lymphatischer Flüssigkeit angefüllt, so dass es mit seiner Begrenzung durch Pia und Arachnoidea, nach einem trefflichen Vergleiche, ein um die weichen Massen des Centralnervensystems herumgelegtes Wasserkissen darstellt. Dort, wo grosse Unebenheiten (besonders an der Basis) von der Arachnoidea überbrückt werden, ist der Subarachnoidealraum entsprechend weiter und stellt die sog. Cisternae dar. Von solchen werden unterschieden: die Cisterna cerebellomedullaris zwischen der oberen Fläche der Medulla oblongata und der unteren hinteren Fläche des Kleinhirns; sie geht nach unten in den Arachnoidealraum des Rückenmarks über. Die Cisterna cerebellomedullaris kommuniziert auch mittelst der als Foramen Magendii (Apertura medialis ventriculi quarti) bekannten Öffnung an der Decke des IV. Ventrikels mit dem Räume des IV. Ventrikels und weiter durch den Aquaeductus cerebri (Sylvii) mit den Gehirnventrikeln (Fig. 19). Vorne erstreckt sich als Fortsetzung des Spatium subarachnoideale des Rückenmarks die Cisterna pontis aufwärts zur Brücke. Vor der Brücke bildet die Arachnoidea, indem sie über die Pedunculi cerebri hinwegzieht, die grosse Cisterna interpeduncularis, die beiderseits in einen Subarachnoidealspalt übergeht, welcher der Fossa cerebri lateralis (Sylvii) entspricht. Hier, wie überall am Gehirne, verlaufen die grossen Arterienstämme innerhalb des Subarachnoidealraumes und werden von der Lymphe dieses Raumes umspült; es liegt also in der Cisterna interpeduncularis der Circulus arteriosus (Willisi), in dem Subarachnoidealraum der Fossa cerebri lateralis die Arteria cerebri media mit ihren grösseren Zweigen. Blutextravasate, welche von diesen Gefässen ausgehen, werden sich also zunächst in dem Subarachnoidealraume weiter verbreiten.

Ventrikelräume und Spatium subarachnoideale (blau), dargestellt an einem Medianschnitte durch den Kopf. Nach Retzius. Der Pfeil gibt die Richtung dei Fortpflanzung des Druckes bei einer Scfiädelverletzung

Die lymphatische Flüssigkeit, welche das ganze Spatium subarachnoideale anfüllt, steht mit der Flüssigkeit der Gehirnventrikel (von dem Plexus chorioideus herstammend) durch Öffnungen in Zusammenhang, von welchen das Foramen Magendii in der Decke des Ventriculus IV wohl die wichtigste ist; von geringer Bedeutung sind kleinere laterale Öffnungen dieses Ventrikels, ebenso Verbindungen zwischen dem Ventriculus lateralis der Grosshirnhemisphären und dem Spatium subarachnoideale.

Im Zusammenhange betrachtet, stellt das Spatium subarachnoideale mit den Gehirnventrikeln einen grossen Lymphraum dar, dessen Flüssigkeit sowohl in den Höhlen des Gehirns gefunden wird, als auch das Gehirn von aussen umspült. Wenn die Flüssigkeit einerseits vom Plexus chorioideus erzeugt wird, so wird sie andererseits durch die Granulationes arachnoideales (Pacchioni) wieder in den venösen Kreislauf ausgeschieden, so dass sie einem steten Wechsel unterliegen dürfte. Auch andere Abflusswege sind angegeben worden; so sollen Verbindungen mit den Lymphgefässen der Nerven bestehen; längs des N. opticus erstreckt sich der Subarachnoidealraum bis zum Bulbus, ferner längs des N. acusticus bis zum Innenohr, wo er mit dem Spatium perilymphaticum des Labyrinthes in Zusammenhang steht (s. die Bemerkungen über In- fektionswege, welche vom Mittel- und Innenohr in die Schädelhöhle führen  Fig. 145).

Категорія: Topographischen anatomie Dr. H. K. Corning |
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