Schädel als Ganzes

Für das Verständnis der Form des Kopfes sowie für die Schilderung der Topographie einzelner Gegenden besitzt die knöcherne Grundlage eine grössere Bedeutung als an irgend einem anderen Körperteile. Sie ist nicht nur weithin ausgebreitet, ob wir den Gesichtsteil oder die Wölbung des Kopfes untersuchen; sie liegt auch zum Teil recht oberflächlich (das gilt besonders von der Pars facialis cranii und mit Ausnahme der Basis cranii auch von der Pars cerebralis); sie ist daher auch operativ leicht zu erreichen und bietet auch für die Palpation günstige Bedingungen dar. So lassen sich verschiedene Punkte feststellen, welche für die Bestimmung der Lage gewisser Gebilde (z. B. der Gehirnwindungen, des Sinus maxillaris, des Antrum mastoideum, des Sinus transversus) zur Oberfläche massgebend sind. Dagegen entzieht sich die untere Fläche der Schädelbasis in ihrer grösseren Ausdehnung der direkten Untersuchung, indem bloss die dorsale Pharynxwand bis zu einem gewissen Grade von der Mundhöhle aus zugänglich ist (s. Pharynx).

Wir haben vorhin am Schädel zwei grosse Abschnitte unterschieden; der hintere, obere enthält als Schädelkapsel (Pars cerebralis cranii) das Gehirn; seitlich schlicsst sich die knöcherne Hülle des Gehörorgans an, welches sozusagen in die Wandung des Schädels aufgenommen ist, so dass sich wichtige Beziehungen zwischen dem Innen- und Mittelohr einerseits und dem Inhalte der Schädelhöhle (Gross- und Kleinhirn) andererseits ergeben. Der vordere Abschnitt, der Gesichtsteil des Schädels (Pars facialis cranii), enthält das Sehorgan und das Geruchsorgan und begrenzt teilweise die Mundhöhle. Übrigens nehmen die Wandungen der Pars cerebralis cranii gleichfalls noch an der Bildung der Höhlen teil, welche das Seh- und das Geruchsorgan umschliessen, so dass sich Beziehungen zwischen diesen Organen und dem Schädelinnern (Gehirn und Gehirnhäute) ergeben, welche praktisch eine grosse Rolle spielen (s. Topographie der Orbita und der Nasenhöhle).

Die Pars cerebralis cranii zerfällt in die Schädelwölbung (Calvaria) und die Schädelbasis (Basis cranii). Die erstere setzt sich zum Unterschiede von der letzteren aus platten Knochenteilen zusammen, ist auch nicht so massig wie die Schädelbasis; auch wird die Verbindung der einzelnen Knochenteile ausschliesslich durch Nähte
(Suturen) hergestellt, die an der Schädelbasis in geringerem Umfange Platz greifen.

Ein weiterer, allerdings für die topographische Beschreibung unwesentlicher Unterschied ist in der Entwickelungsweise der die beiden Abschnitte zusammensetzenden Knochen gegeben. Die Knochen der Schädelbasis entstehen in der Hauptsache auf knorpliger Grundlage als Ossifikationen des Primordialschädels, während sich die platten Knochen des Schädeldaches als direkte Verknöcherungen des Bindegewebes
darstellen.

Zusammensetzung beider Abschnitte des Schädels. Die Schädelkapsel (Pars cerebralis cranii) setzt sich in ihrer gewölbten Partie (Calvaria, Schädeldach) aus den beiden Ossa parietalia, der Squama occipitalis, den Squamae temporales, den Alae magnae ossis sphenoidalis und der Squama frontalis zusammen. Sie kann von der Schädelbasis abgegrenzt werden mittelst einer Ebene, welche wir durch die Margines supraorbitales und die Protuberantia occipitalis ext. hindurchlegcn oder auch durch eine Linie, welche median am Margo supraorbitalis beginnend dem letzteren entlang zieht, dann dem hinteren Rande des Jochbeins und dem oberen Rande des Jochbogens folgt, als Linea nuchae superior weitergeht und an der Protuberantia occipitalis ext. endigt. Diese Linie lässt sich fast in ihrer ganzen Ausdehnung durch Palpation der Knochenteile feststellen. Die Wölbung des Schädeldaches ist glatt, bloss die Tubera frontalia und parietalia bilden etwas stärkere Vorsprünge, die leicht abzutasten, jedoch als Anhaltspunkte für Bestimmungen auf der Schädelkapsel wertlos sind. Sie entsprechen den ersten Verknöcherungspunkten am membranösen Cranium, von welchen die Bildung der Ossa parietalia und der Squama frontalis ausging. Nach vorn grenzt sich das Schädeldach oberhalb der Arcus supraorbitales von dem Gesichtsteil des Schädels (Pars facialis) ab, seitlich, etwa in der Höhe des Jochbogens, bildet die Crista infratemporalis die Grenze gegen das Planum infratemporale, welches zur Schädelbasis gehört.

Von dem hinteren Rande des Processus zygomaticus ossis frontalis zieht die Linea temporalis bogenförmig über die Squama frontalis, das Os parietale und die Squama temporalis zur Wurzel des Processus zygomaticus ossis temporalis. Sie grenzt mit der Crista infratemporalis und dem hinteren Rande des Jochbeins das Planum temporale an der seitlichen Wandung des Schädels ab. Die Linea nuchae sup. mit der Protuberantia occipitalis ext. trennt die Wölbung der Schädeldecke von dem Planum nuchale, welches als Ursprungs- und Insertionsfläche der Nackenmuskulatur zur Schädelbasis zu rechnen ist. Von den Einzelheiten seien an dem Schädeldache erwähnt I. die Suturen und zwar: die Sutura corona lis zwischen der Squama frontalis und den Ossa parietalia, die Sutura sagittalis zwischen den beiden Ossa parietalia (häufig verstrichen), der obere Teil der Sutura lambdoidea, zwischen der Schuppe des Os occipitale und den beiden Ossa parietalia, ferner die Sutura squamosa, sphenofrontalis und sphenoparietalis. Der Wert der Suturen für topographische Bestimmungen am Lebenden ist ein geringer; auch hat es keinen Zweck, die Beziehungen, welche sich zwischen den Suturen und dem Verlaufe von Gehirnwindungen feststellen lassen, besonders aufzuzählen oder durch ein Bild zu belegen. 2. Die Foramina parietalia, zwei Öffnungen beiderseits von der hinteren Strecke der Sutura sagittalis, durch welche die oberflächlichen Venen der Galea mit dem Sinus sagittalis sup. innerhalb des Schädels in Verbindung treten, als Emissaria in gleiche Linie zu stellen mit dem Emissarium mastoideum, welches das For. mastoideum in der Pars mastoidea ossis temporalis durchsetzt.

Bei der Innenansicht zieht der Sulcus sagittalis, am Foramen caecum be- ginnend, in der Medianebene auf die Squama frontalis und auf die beiden Ossa parietalia weiter, um an der Protuberantia occipitalis interna der Squama occipitalis ein Ende zu nehmen. Beiderseits vom Sulcus sagittalis liegen Vertiefungen, welche auf die Ausbildung der Granulationes arachnoideales (Pacchioni) zurückzuführen sind (Foveolae granuläres Pacchioni) und je nach der Grösse derselben tiefer oder seichter ausfallen. Im Bereiche dieser Gruben kann auch die Schädeldecke bis auf eine papier- dünne Knochenschicht reduziert sein. Die Innenfläche des Schädeldaches weist auch die Furchen auf, in welchen die Zweige der A. meningea media verlaufen (Sulci arteriosi); dieselben geben daher ein recht deutliches Bild der Verzweigung dieser am Foramen spinosum in die Schädelhöhle eintretenden Arterie; in der Regel teilt sich eine von dem Foramen spinosum an der Schädelbasis ausgehende Furche in zwei Furchen, von denen die vordere sich an der inneren Fläche der Squama frontalis, die hintere am Os parietale weiter verzweigt. Auch sonst sind zahlreiche Varianten vorhanden, die hauptsächlich auf die frühere oder spätere Teilung der von dem Foramen spinosum ausgehenden Furche zurückzuführen sind. Irri übrigen zeigt die Dicke des Schädeldaches starke individuelle Verschiedenheiten, am geringsten ist sie in der Regel über dem Sulcus sagittalis. Die Kenntnis der Zusammensetzung der platten Knochen des Schädeldaches aus einer äusseren und inneren kompakten Schicht (Lamina externa und interna), welche zusammen die Diploe mit ihren zahlreichen Blutgefässen einschliessen, darf wohl vorausgesetzt werden (Fig. l).

Schnitt durch die Regio parictalis. Knochen gelb. Nach einem Mikrotomschnitte

Die Basis cranii wird gebildet durch das Os occipitale, die Pars petrosa und mastoidea ossis temporalis, das Os sphenoidale, die Partes orbitales ossis frontalis und das Os ethmoidale. Von innen her betrachtet (Basis cranii int.) bilden diese Knochenteile die drei Schädelgruben (Fossa cranii ant., media und post.) oder die „Etagen" des Schädelgrundes. Zu ihrer Charakteristik sei bemerkt, dass die vordere Schädelgrube, durch die Partes orbitales der Ossa frontalia, die Lamina cribrosa des Ethmoids und die kleinen Keilbeinflügei gebildet, höher liegt als die mittlere Schädelgrube, während die hintere Schädelgrube wieder tiefer liegt als die mittlere. Die topographischen Beziehungen der drei Schädelgruben sollen später im Zusammenhange geschildert werden, hier sei nur hervorgehoben, dass der Boden der vorderen Schädelgrube die Schädel- höhle von den Augenhöhlen sowie von der Nasenhöhle trennt, indem sich an diesen Abschnitt der Schädelbasis der Gesichtsschädel ansetzt; unter dem Boden der mittleren Schädelgrube befindet sich die Regio infratemporalis; die hintere Schädelgrube geht durch das Foramen occipitale magnum in den Wirbelkanal über. Die untere Fläche der hinteren Schädelgrube bildet als Planum nuchale das Ursprungs- resp. Insertionsfeld für die Nackenmuskulatur; seitlich von dem Foramen occipitale magnum liegen die Proc. condyloidei zur Artikulation des Kopfes mit dem Atlas. Auch die Wandung der mittleren Schädelgrube wird unten teilweise durch Muskelansätze bedeckt, zum Teile stellt sie (Corpus ossis sphenoidalis und ein Teil der Pars basilaris ossis occipitalis) auch die Grundlage der oberen Pharynxwand dar.

Palpation des Schädels. Der Untersuchung durch Palpation sind bloss diejenigen Partien des Schädels zugänglich, welche höchstens von einer massig dicken Schicht von Weichteilen bedeckt sind. Hierher können wir rechnen: die Schädeldecke mit Ausnahme derjenigen Partie des Planum temporale, welche von einer mächtigeren Schicht des M. temporalis bedeckt wird, ferner die ganze Gesichtsregion, welche von der mimischen Gesichtsmuskulatur überlagert wird. Es gelingt also, besonders wenn das Fettpolster nicht übermässig stark entwickelt ist, grössere Strecken der Schädeldecke und der Gesichtsregion abzutasten, auch einzelne Knochenvorsprünge und Punkte festzustellen, welche für die Orientierung von Wert sind. Als solche können die Tubera frontalia und parietalia beim Erwachsenen nicht bezeichnet werden, während sie beim Neugeborenen eine recht starke Vorwölbung der Schädeldecke bilden. Regelmässig ist die Protuberantia occipitalis ext. zu fühlen, ferner lässt sich von ihr ausgehend die Linea nuchae sup. bis zur Pars mastoidea ossis temporalis verfolgen. Der Proc. mastoides ist durchzufühlen, auch in seiner Abgrenzung gegen den an ihn sich inserierenden M. sternoclcidomastoideus deutlich zu erkennen. Vor dem Ohre lässt sich der Jochbogen und, besonders bei tiefem Eindrücken, der obere Rand desselben nachweisen und bis zur Facies malaris des Jochbeins verfolgen. Dass die Umrandung der Orbitalöffnung in ihrer ganzen Ausdehnung leicht zu palpieren ist, davon kann sich jeder sofort überzeugen; unterhalb des Infraorbitalrandes ist der Körper und weiter abwärts der Proc. alveolaris des Oberkiefers zu fühlen. Von dem Unterkiefer lässt sich der ganze Körper abtasten ferner die Protuberantia mentalis, die Basis und der Angulus mandibulae. Am Ramus mandibulae aufsteigend kann man den hinteren Rand desselben abtasten, sowie bei abwechselndem Öffnen und Schliessen des Mundes den Proc. condyloideus mandibulae durchfühlen, wenn man den Finger in dem äusseren Gehörgang tief eindrückt.

Категорія: Topographischen anatomie Dr. H. K. Corning |
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