Die Wandung der Schädelkapsel in Verbindung mit den Weichteilen

Wenn man diejenige Partie des Kopfes, welche der oben gegebenen Abgrenzung der Schädelwölbung von der Schädelbasis und dem Gesichtsteile des Schädels entspricht (Calvaria), etwa an einem Frontalschnitte untersucht, so lässt sich zunächst feststellen, dass die Dicke der Wandung und der einzelnen dieselbe zusammensetzenden Schichten im allgemeinen eine ziemlich gleichmässige ist und dass ihre Dickenentfaltung bloss seitlich, von der Linea temporalis an abwärts, durch das Übergreifen des M. temporalis auf die Schädelwand eine beträchtliche Zunahme erfährt. Deshalb pflegt man diese Gegend als Regio temporalis von der übrigen Wölbung des Kopfes abzugrenzen und gesondert zu besprechen. Im übrigen kann man auch eine Regio frontalis, eine Regio occipitalis und eine Regio parietalis unterscheiden, ohne dass eigentlich im Schichtenaufbau der Gegenden eine besondere Veranlassung dazu vorläge. Der Regio frontalis kommt durch die in ihrer Knochenunterlage eingeschlossenen Sinus frontales (Nebenhöhlen der Nase) eine besondere Bedeutung zu.

Im Bereiche derjenigen Partie des Kopfes, welche vorne durch die Margines supraorbitales, seitlich durch die Lineae temporales, hinten durch die Protuberantia occipitalis ext. und die Linea nuchae superior begrenzt wird, ist also die Zusammensetzung, sowie die Dicke der einzelnen Schichten der Wandung eine ziemlich gleichmässige. Sie besteht I. aus den Weichteilen (Haut, subkutanes Fett- und Bindegewebe, Mm. frontalis und occipitalis sowie deren platten Aponeurose, der Galea aponeurotica; dazu kommen Gefässe und Nerven); 2. aus den platten Knochen des Schädeldaches (Squama frontalis, Ossa parietalia, Squama occipitalis) mit ihrem Perioste (Pericranium).

Weichteile mit Gefässen und Nerven. Die Weichteile bieten sich in dreifacher Schicht dar, I. die Haut, 2. die Muskulatur (Mm. frontalis und occipitalis, als M. epicranius zusammengefasst, mit der flach ausgebreiteten Galea aponeurotica). 3. Als tiefste Schicht kommt noch das Periost an der äusseren Oberfläche der Schädelknochen hinzu (Pericranium). Makroskopisch zeichnen sich die Schichten dadurch aus, dass die zwei oberflächlichen, die Galea (resp. die Muskulatur) und die Haut, innig untereinander verbunden sind und vom topographischen Standpunkte aus als eine einzige Schicht aufgefasst werden können, welche mit dem unterliegenden Pericranium bloss durch lockeres Bindegewebe in Zusammenhang steht. Diese Tatsache ist sofort beim Einschneiden in die weichen Schichten der Kopfwölbung zu erkennen; die Haut lässt sich nur mittelst des Messers von der Galea trennen, während ein Riss genügt (Ablösung der Haut mit der Galea bei Autopsien!), um die beiden oberflächlichen Schichten von dem Pericranium zu trennen. Aus der Figur I, welche einen Mikrotomschnitt durch die Wandung der Schädelhöhle darstellt, sind die feineren Strukturverhältnisse ersichtlich. Die äussere Schicht der Galea zweigt sich in Form von senkrecht und schief aufsteigenden Faserbündeln ab, welche sich mit dem Corium verflechten und so eine Ver- bindung zwischen dem letzteren und der Galea zustande bringen. Zwischen diesen Bindegewebsbalken liegt das subkutane Fettgewebe der Kopfhaut, das also auch seinen Teil dazu beiträgt, um die Verbindung der beiden Schichten inniger zu gestalten. Auch die Haarwurzeln, welche in die subkutane Fettschicht hineinragen, wirken in derselben Richtung. Wenn auch die innigste Verbindung zwischen der Galea und dem Corium besteht, so findet sich doch auch eine Verbindung zwischen der Fascie auf der äusseren Oberfläche der Mm. frontalis und occipitalis und dem Corium. Zwischen der Galea und dem Pericranium dagegen liegt nur eine Schicht lockeren Bindegewebes, in der Figur i durchsetzt von einer Vene, welche mit den Venen der Diploe in Zusammenhang steht. Hier ist die Galea leicht von dem Perioste zu trennen, hier können sich auch Blutergüsse ausbreiten und bei der Verletzung grösserer Gefässstämme eine weite Ausdehnung gewinnen, da das lockere Bindegewebe zwischen der Galea und dem Pericranium kein Hindernis für ihre Ausbreitung darstellt. Die beiden miteinander verbundenen oberflächlichen Schichten werden als Kopfschwarte zusammengefasst; in derselben verlaufen die Nerven und Gefässstämme, welche in grosser Zahl von unten her in sie eintreten.

Die Haut zeichnet sich durch grosse Derbheit aus. Was den Muskelapparat mit seiner kappenförmig der Schädelwölbung aufsitzenden Aponeurose, der Galea, anbelangt, so entspringt der platte Bauch des M. frontalis von der Nasenwurzel, vom Proc. frontalis maxillae, vom Arcus superciliaris und vom Margo supraorbitalis, der M. occipitalis vom Os occipitale, gerade über der Linea nuchae superior bis zur Wurzel des Proc. mastoides. Von den rudimentären Ohrmuskeln entspringt der M. auricularis sup. von der Galea.

Seitlich (über der Regio temporalis) löst sich die Galea in mehrere Blätter auf, welche Fettgewebe einschliessen und von denen ein bis zwei noch als recht derbe Lamellen den Jochbogen erreichen, ohne an demselben Ansatz zu gewinnen. (S. Regio temporalis und die Figur 7, welche einen Frontalschnitt durch die Regio temporalis darstellt.)

Pericranium. Dasselbe bildet die dritte tiefste Schicht der Weichteile. Im Gegensatze zu der lockeren Verbindung zwischen Pericranium und Galea ist die Verbindung des Pericranium mit dem Knochen eine engere. Besonders an den Suturen ist dies beim Kinde in den ersten Lebensjahren der Fall, während die Verbindung mit der äusseren Fläche der Schädelknochen sonst keine so innige ist wie beim Erwachsenen, im Gegenteil durch Blutergüsse, die sich zwischen Schädeldecken und Pericranium ausbreiten, ziemlich leicht aufgehoben wird.

Die geschilderten Tatsachen haben selbstverständlich ihre Begründung in der Rolle, welche der M. epicranius spielen soll, nämlich die Kopfhaut zu bewegen. Auch wenn diese Bewegung nicht mehr willkürlich auszulösen ist, kann man sich leicht davon überzeugen, dass sich die ganze Kopfschwarte passiv auf ihrer Unterlage verschieben lässt. Die Schicht lockeren Bindegewebes zwischen Galea und Pericranium setzt eben diesen Bewegungen keinen Widerstand entgegen.

Gefässe und Nerven der Kopfschwarte. Die Hauptstämme liegen in der Schicht des Fett- und Bindegewebes oberflächlich zur Galea, verzweigen sich auch hauptsächlich in diesen Schichten, treten jedoch auch durch die Galea in die Tiefe und anastomosieren mit den Gefässen der Diploe. Von ganz besonderer Bedeutung sind die Verbindungen der Venen der Kopfschwarte mit den Venen der Diploe, ferner auch direkte Verbindungen der ersteren (mittelst der Emissaria parietalia und mastoidea) mit den Sinus durae matris. Die Gefäss- und Nervenversorgung der Kopfschwarte ist keine einheitliche, vielmehr kommen die Gebilde aus verschiedenen Gegenden, nämlich von vorne und unten aus der Orbita, von der Seite aus der Regio temporalis und von hinten her aus der Regio occipitalis. Die Arterien der Kopfschwarte stammen aus den Aa. carotis int. und ext. und zeichnen sich durch den Reichtum ihrer Verzweigung, sowie durch ihre ausgiebige Anastomosenbildung aus, ferner stehen sie mit den intrakraniellen Arterien der Schädelwandung, besonders mit der stärksten derselben, der A. meningea media, in Zusammenhang. In den Figuren 2 — 4 ist der Reichtum der Gefässverzweigung nicht zur Darstellung gebracht, sondern es sind bloss die grösseren Stämme mit ihren Anastomosenbildungen berücksichtigt.

Von den Arterien der Kopfschwarte verzweigen sich die Aa. frontalis und supraorbitalis (aus der A. ophthalmica, also aus dem Gebiete der A. carotis int.) in der Stirngegend, indem sie über dem Margo supraorbitalis resp. in der Incisura supraorbitalis, mehr oder weniger senkrecht aufsteigen (Fig. 2) und untereinander sowie mit dem Ram. frontalis der A. temporalis superficialis anastomosieren, auch von hinten her am inneren Augenwinkel eine Verbindung mit der A. angularis aus der A. maxillaris ext. erhalten. Alle übrigen Arterien der Kopfschwarte entstammen der A. carotis ext., so die A. temporalis superficialis (Fig. 3) mit ihrem nach vorne in die Regio frontalis abbiegenden Ram. frontalis und dem senkrecht aufsteigenden Ram. parietalis, in dessen Begleitung die V. temporalis superficialis und der N. auriculotcmporalis vor dem Ohre nach oben verlaufen. Darauf folgt nach hinten die  A. auricularis post. aus der A. carotis ext. (s. Fig. 4), welche unmittelbar hinter dem äusseren Ohre oberflächlich wird, und die A. occipitalis, welche gleich nach ihrem Ursprünge aus der A. carotis ext. nach hinten und oben verläuft, indem sie durch den hinteren Bauch des M. digastricus, sowie durch die Mm. sternocleidomastoideus, longissimus und splenius capitis bedeckt wird. Am hinteren Rande des M. sternocleidomastoideus tritt sie dicht neben der Basis des Processus mastoides in die Kopfschwarte ein und versorgt die ganze hintere Partie derselben bis zum Scheitel hinauf.

Gefässe und Nerven der Resfio frontalis.

Nerven und Gefässe des Kopfes (Pars cerebralis) von der Seite gesehen.

Gefässe und Nerven der Regio occipitalis

Die Venen der Kopfschwarte folgen im ganzen den Arterien, man kann also auch vordere, seitliche und hintere Venenstämme unterscheiden. Die vorderen Venen (Vv. frontales) entsprechen den Aa. frontalis und supraorbitalis; sie münden am inneren Augenwinkel in die V. facialis anterior und verbinden sich auch mit der V. oph- thalmica sup. durch Stämme, welche mit den Aa. frontalis und supraorbitalis in die Orbita eintreten. Die seitlichen Venen gehören zum Gebiete der V. temporalis superficialis und folgen dem Stamme der A. temporalis superficialis nach abwärts, um mit der V. facialis ant. zur Bildung der V. jugularis ext. zusammenzufliessen. Die Vv. occipitales münden gleichfalls, der A. occipitalis folgend, in die V. jugularis externa.

Lymphgefässe der Kopfschwarte. Die Lymphgefässe bilden vier Gebiete, deren Abflusswege verschieden sind. Die Lymphgefässe der Stirn bis zum Scheitel hinauf münden in Lymphdrüsen, welche vor dem Ohre, teils auf, teils in der Glandula parotis liegen (Lymphoglandulae auriculares ant.). Die Lymphgefässe des Gesichtes, des Mundes, der äusseren Nasenöffnungen und der Lippen gehen zu Lymphdrüsen am Unterkieferrande (Lymphoglandulae submaxillares), auch noch zu  den obersten Drüsen der Halslymphdrüsenkette (Lymphoglandulae cervicales prof.). In der Figur 5 sind die Lymphgefässe dieses zweiten Gebietes mit roter Farbe angegeben; sie entsprechen in ihrer Herkunft dem Verzweigungsgebiete der A. maxillaris ext., während das erste Gebiet sich etwa mit der Verzweigung der A. temporalis superficialis deckt. Einem dritten Gebiete (rot schraffiert) gehören als regionäre Lymphdrüsen die Lymphoglandulae auriculares post. an, welche unmittelbar hinter dem Ohre liegen und auch abwärts zahlreiche Verbindungen zu den obersten Lymphoglandulae cervicales aufweisen. Das vierte (occipitale) Lymphgefässgebiet (schwarz schraffiert) mündet in die Lymphoglandulae occipitales, welche oberflächlich hinter dem Proc. mastoides und der Insertion des M. sternocleidomastoideus angetroffen werden. Ein kleiner medianer Bezirk der Stirne, unmittelbar über der Nasenwurzel, sendet seine Lymphgefässe mit denjenigen des Gesichtes zu den Lymphoglandulae submaxillares. Man könnte die Lymphgefässbezirke des Kopfes als den facialen, temporalen, parietalen und occipitalen bezeichnen, von denen bloss die drei letzteren der Kopfschwarte angehören. Beachtenswert ist die oberflächliche Lage der Lymphoglandulae auriculares post. und occipitales, die sich in vergrössertem Zustande durch Palpation auf resp. hinter dem Proc. mastoides nachweisen lassen.

Lymphgefässgebiete und regionäre Lymphdrüsen des Kopfes

Nerven der Kopfschwarte. Die Äste des N. facialis zu den Mm. frontalis und occipitalis sind praktisch unwichtig. Die sensiblen Nerven der Kopfschwarte kommen, wie die Arterien, von verschiedenen Seiten, vorne aus dem N. ophthalmicus (N. supraorbitalis und N. frontalis), seitlich als N. auriculotemporalis aus dem N. mandibulari, hinten aus den Ccrvikalnerven (Nn. auricularis magnus, occipitalis minor, occipitalis major).

Von den beiden Ästen aus dem N. ophthalmicus geht der N. supraorbitalis mit der gleichnamigen Arterie durch die Incisura supraorbitalis zur Stirngegend bis zum Scheitel hinauf. Das Gebiet des N. frontalis liegt weiter medial und erstreckt sich nicht so hoch hinauf; beide Nerven geben Äste zum oberen Augenlidc ab (Nn. palpebralcs sup.). Der N. auriculotemporalis zweigt sich gleich unterhalb des Foramen ovale von dem aus dem Schädel ausgetretenen N. mandibularis ab und verläuft um den Ast des Unterkiefers und den Processus zygomaticus ossis temporalis zur Regio parotidea. Hier steigt er vor dem Ohre, von der Glandula parotis bedeckt, zur Regio temporalis auf in Begleitung der A. und V. temporalis superficialis (s. Fig. 3). Der N. auricularis magnus gibt einige Äste zur Haut hinter dem Ohre ab (auf Fig. 3 nicht dargestellt), weiter nach oben verbreitet sich der am hinteren Rande des M. sterno- cleidomastoideus hervortretende N. occipitalis minor, dann folgt dorsal der N. occipitalis major (aus dem Truncus post. des N. cervicalis II), welcher den Ansatz des M. trapezius an der Linea nuchae suprema durchbohrt und sich in der Kopfschwarte bis zum Scheitel hinauf verzweigt.

Die Gefässe der platten Schädelknochen stehen sowohl mit dem Gefässgebiete der Kopfschwarte, als mit demjenigen der harten Hirnhaut in Verbindung. Diese Verhältnisse besitzen deshalb eine ganz besondere Bedeutung, weil die Blutbahnen der Diploe, besonders wohl die Venen, die Wege darstellen, auf welchen Infektionserreger nicht bloss die Schädelknochen, sondern auch die Blutbahnen der Meninx und damit auch die Schädelhöhle erreichen können. Die Venen der Diploe sind ausserordentlich weit und zahlreich; sie sammeln sich auch zu'cinzelnen grösseren Stämmen (Vv. diploeticae) mit inkonstantem Verlaufe, die sowohl mit den Venen der Kopfschwarte als auch mit dem Sinus sagittaiis sup. und dem Sinus transversus Verbindungen eingehen. Die grossen Vv. diploeticae können auch in die Vv. temporales prof. und in die Vv. occipitales ausmünden (Merkel).

 Darstellung der Wege, auf welchen Infektionen des Schädelinhaltes (Meningen, Gehirn, Sinus durae matris) stattfinden können. Schema.

An der Fig. 6 sind zweierlei Infektionswege des Schädelinhaltes durch Pfeile angegeben. Solche gehen zunächst von den lufthaltigen Nebenräumen der Nase und des Mittelohres aus (Sinus frontales, Sinus sphenoidales, Cellulae mastoideae); wir haben uns später eingehend mit denselben zu beschäftigen (s. Topographie der Sinus paranasales und des Mittelohrs). Von den anderen Wegen, welche den Verbindungen der Gefässe, besonders der Venen, folgen, sind zwei angegeben, welche direkte Verbindungen zwischen den Venen der Kopfschwarte und dem Sinus sagittaiis sup. resp. dem Sinus transversus darstellen. Der eine geht durch ein Emissarium parietale, welches im Os parietale, seitlich von der hintersten Strecke der Sutura sagittalis liegt und die Verbindung der oberflächlichen Venen der Kopfschwarte mit dem Sinus sagittalis sup. herstellt. Der zweite entspricht einer grösseren und gleichfalls konstanten Öffnung (Emissarium mastoideum), welche hinter der Sutura occipitomastoidea und dem Processus mastoides angetroffen wird; durch dieselbe hindurch verbinden sich die oberflächlichen Venen, besonders die in Gesellschaft der A. occipitalis verlaufende V. occipitalis, mit dem Sinus transversus. 

Категорія: Topographischen anatomie Dr. H. K. Corning |
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