Die Verbindungen der Schädelknochen

Nur zwei Schädelknochen sind gelenkig miteinander verbunden. Der Unterkiefer und das Schläfenbein bilden zwei echte Gelenke: die beiden Kiefer gelenke.

Alle übrigen Schädelknochen sind entweder durch Bandhaft (Syndesmose) oder Knorpelhaft (Synchondrose) miteinander verbunden.

Am Schädel des Erwachsenen gibt es nur zwei Knorpelhaften: Synchondrosis petrooccipitalis und sphenopetrosa. Die Felsenbeinpyramide (Pars petrosa) des Schläfenbeins ist durch Faserknorpel (als Rest der ursprünglich knorpeligen Schädelbasis) hinten mit der Pars basilaris des Os occipitale, vorne mit dem Keilbein verbunden. Letztere Verbindung wird am mazerierten Schädel zum Foramen lacerum (Abb. 163).

Äußere Schädelbasis II. Bezeichnet sind die Öffnungen

Am jugendlichen Schädel gibt es noch mehr Synchondrosen, von denen hier nur die Synchondrosis sphenooccipitalis am Clivus erwähnt werden soll, durch deren spätere Verknöcherung Os occipitale und Os sphenoidale zu einem einheitlichen Knochen, dem Os basilare, verschmelzen.

Eine weit größere Rolle bei der Verbindung der Schädelknochen als die Knorpelhaften spielen die Bandhaften oder Syndesmosen, die gewöhnlich Nähte, Suturae, genannt werden.

Die Nähte bestehen aus einer dünnen Schicht von Bindegewebe, das mit reichlichen Sharpeyschen Fasern in die beiden benachbarten Knochen eindringt und sie fest aneinander verankert.

Am Hirnschädel verlaufen die Nähte meistens stark geschlängelt, so daß man von einer Zackennaht, Sutura serrata, spricht.

Die Knochen des Gesichtsschädels dagegen sind meistens durch eine glatte Naht, Sutura plana, miteinander verbunden. Die Suturen werden in der Regel nach den beiden Knochen genannt, die sie miteinander verbinden, z. B. Sutura frontomaxillaris, nasofrontalis usw. Nur am Schädeldach gibt es besonders benannte wichtige Nähte: die Pfeilnaht, Sutura sagittalis (zwischen den beiden Scheitelbeinen), die Kranznaht, Sutura coronalis (zwischen Stirnbein und den Scheitelbeinen), und die Lambdanaht, Sutura lambdoidea ) (zwischen den Scheitelbeinen und dem Os occipitale) ( Abb. 136).

Die Fonstanellen am Schädel des Neugeborenen

Die schmalen Bindegewebsstreifen in den Nähten sind Reste des ursprünglich bindegewebigen Schädeldaches (Desmocranium). Sie stellen Wachstumszentren für die Schädelknochen dar. Denn da das Gehirn bis zum 40. — 50. Lebensjahr wächst, muß auch der Hirnschädel mitwachsen. Nach Abschluß des
 
Gehirnwachstums steht auch das Wachstum der Schädeldachknochen still, es kommt zur Altersverknöcherung oder senilen Synostose der Nähte, die zunächst an der Innenseite beginnt und nach außen fortschreitet. Die Hauptnähte des Schädeldaches verknöchern zu verschiedenen Zeiten in folgender Reihenfolge: Pfeilnaht (20. bis 30. J.), Kranznaht (30.— 40. J.), Lambdanaht 40 — 50 .J.)

Bisweilen kann es zur vorzeitigen Verknöcherung (prämaturer Synostose) einzelner Nähte oder Nahtabschnitte kommen, die dann anormales Schädelwachstum und damit auch anormale Schädelformen, wie z. B. Turmschädel, Kahnschädel u. a., zur Folge hat.

Beim Schädel des Neugeborenen (Abb. 136) sind noch in Gestalt der Fontanellen größere, noch unverknöcherte Reste des Desmocraniums vorhanden. Es gibt zwei mediane und zwei seitliche Fontanellen. Die beiden medianen Fontanellen sind die größten und praktisch wichtigsten. Die vordere, große oder Stirnfontanelle, Fonticulus anterior [frontalis], hat die Gestalt eines Papierdrachens oder Deltoids. Der spitze Winkel liegt zwischen den beiden Stirnbeinen, der stumpfe zwischen den beiden Scheitelbeinen, die beiden seitlichen Winkel entsprechen den medialen Abschnitten der späteren Kranznaht. Diese Fontanelle schließt sich erst im Laufe des 2. Lebensjahres ganz.

Die kleine oder Hinterhauptsfontanelle, Fonticulus posterior [occipitalis], liegt dort, wo die Sutura sagittalis und lambdoidea Zusammenstößen. Sie ist wesentlich kleiner als die vordere und verschwindet schon im Laufe des 1. Lebensjahres.

Diese beiden Fontanellen haben für den Geburtshelfer eine große praktische Bedeutung.

Das Kiefergelenk, Articulatio temporomandibularis

Die beiden einzigen echten Gelenke zwischen den Schädelknochen sind, wie schon erwähnt, die beiden Kiefergelenke, die beide, obwohl völlig voneinander getrennt, in ihrem Bau gänzlich übereinstimmen, so daß man meistens nur von dem Kiefergelenk spricht.

Im Kiefergelenk erfolgen hauptsächlich die Bewegungen des Unterkiefers, die für die Zerkleinerung der Nahrung, das Kauen, nötig sind. Bei diesen Kaubewegungen im Kiefergelenk kann man drei Hauptgruppen von Bewegungen unterscheiden:

1.    Öffnungs- (Abduktions-) und Schließungs- oder Adduktionsbewegung.
2.    Vor- und Rückschieben des Unterkiefers.
3.    Rotations- oder Mahlbewegungen.

Die Öffnungsbewegung öffnet den Mund und zieht die untere Zahnreihe von der oberen ab. Die Adduktionsbewegung schließt den Mund und führt die untere Zahnreihe an die obere heran ("Zubeißen“). Sie ist die eigentliche Arbeitsbewegung bei der Kautätigkeit. Daher ist es denn auch nicht verwunderlich, daß die meisten und stärksten Kaumuskeln Adduktoren sind.

Der Bau des Kiefergelenkes: Im Kiefergelenk ist der Unterkiefer mit dem Schläfenbein beweglich verbunden. Dieses Gelenk wird von folgenden Teilen auf gebaut:

1. Kieferköpfchen, Caput [Capitulum] mandibulae,

2. Gelenkpfanne, Fossa mandibularis,

3. Gelenkhöcker, Tuberculum articulare,

4. Gelenkscheibe, Discus articularis,

5. Gelenkkapsel mit Bändern.

Das Kieferköpfchen (Abb. 157) wird nach seiner Form auch als Kieferwalze bezeichnet. Seine Gelenkfläche ist annähernd zylindrisch gekrümmt und nur an der vorderen Seite vom Knorpel überzogen.

Rechter Unterkiefer

Die Gelenkfläche am Schläfenbein (Abb. 152, 153, 312) ist im Sagittalschnitt S-förmig gekrümmt. Sie besteht aus einem vorderen konvexen Teil, dem Tuberculum articulare, und einem hinteren konkaven Teil, der Gelenkpfanne, Fossa mandibularis, des Schläfenbeins. Beide sind von Faserknorpel überzogen.
Os temporale

Os temporale, Ansicht von unten

Äußere Schädelbasis I mit rot gekennzeichneten Knochen Grenzen

Ein wichtiger und besonders charakteristischer Bestandteil des Kiefergelenkes ist der Discus articularis (Abb. 137), eme faserknorpelige Scheibe, die in der Mitte am dünnsten ist, sich nach den Rändern zu verdickt und sich dort mit der Gelenkkapsel verbindet. Der Discus sitzt dem Kieferkoptchen wie eine Kappe auf und hat die Funktion einer verschieblichen Gelenkpfanne. Bei der Öffnungsbewegung verschiebt sich nämlich das Kieferköpfchen zusammen mit dem Discus auf das Tuberculum articulare. Beim Kieferschluß gleiten beide wieder in die Fossa mandibularis, die knöcherne, feste Gelenkpfanne zurück.

Schnitt durch das Kiefergelenk.

Die Gelenkkapsel ist schlaff und weit. Sie besitzt nur ein Yerstärkungsband, das Lig. laterale [temporomandibulare]. Am Unterkiefer befestigen sich noch zwei Bänder: das Lig. sphenomandibulare (an der Lingula) und das Lig. stylomandibulare (Abb. 160, 161).

Die Bänder des Kiefergelenkes

Das Kiefergelenk des Menschen ist kein einfaches Scharniergelenk, sondern hat eine sehr komplizierte Mechanik. So sind z. B. die Ab- und Adduktionsbewegungen keine einfachen Scharnierbewegungen um eine quere, durch das Kieferköpfchen ziehende Achse, sondern es handelt sich dabei um eine Art von Drehgleiten. Bei der Öffnungsbewegung dreht sich das Kieferköpfchen nicht nur, sondern gleitet gleichzeitig nach vorne auf das Tuberculum articulare. Von dieser Tatsache kann man sich leicht überzeugen, wenn man den kleinen Finger in den äußeren Gehörgang steckt und nun Kaubewegungen ausführt. Man kann dann deutlich fühlen, wie sich bei der Öffnungsbewegung das Kieferköpfchen von der vorderen Wand des Gehörganges entfernt und sich bei der Kieferschluß- oder Adduktionsbewegung wieder nähert. Nach den neuesten Untersuchungen über die Kieferöffnungsbewegung besteht sie aus zwei Bewegungsphasen:

1.    einer senkrechten Abwärtsbewegung des Kieferköpfchens und
2.    aus der bekannten Vorgleit- und Drehbewegung (s. Abb. 138).

Bewegungsbahn des Kieferköpfchens bei der Öffnungsbewegung.

Die Bewegungen im Kiefergelenk dienen in erster Linie der Zerkleinerung der Nahrung, dem Kauen. Sie werden ausgeführt von einer Gruppe von Kopfmuskeln, die man nach ihrer Hauptfunktion als Kaumuskeln bezeichnet. Diese Muskelgruppe umfaßt vier Muskeln, von denen zwei so oberflächlich liegen, daß man ihr Spiel bei der Kautätigkeit direkt beobachten kann (Temporalis und Masseter), während die beiden restlichen Muskeln in der Tiefe liegen und wegen ihrer Beziehungen zum Proc. pterygoideus des Keilbeins als Mm. pterygoidei bezeichnet werden. Die vier Kaumuskeln des Menschen sind aus einem bei niederen Wirbeltieren (z. B. Haien) noch einheitlichen Muskel (M. adductor mandibulae) entstanden. So erklärt es sich auch, daß alle vier Kaumuskeln von einem Nerven (3. Ast des N. trigeminus) innerviert werden.

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