Das Hüftgelenk, Articulatio coxae

Bewegungen: Tm Hüftgelenk können wir entweder das Bein (Spielbein) gegen das Becken oder das Becken gegen das Bein (Standbein) bewegen. Das Hüftgelenk ist wie das Schultergelenk ein Kugelgelenk. Wir können in ihm also das Spielbein um drei Hauptachsen bewegen. Man geht dabei aus von der Normallage, d. h. der Stellung des Oberschenkels zum Becken beim Stehen. Aus dieser Stellung heraus kann man den Oberschenkel im Hüftgelenk bei gestrecktem Knie bis zu 80°, bei gebeugtem Knie über 90° heben (Anteversion oder Anteflexion). Passiv läßt sich diese Bewegung sogar so weit führen, daß die Vorderseite des Oberschenkels Brust urd Bauch berührt.

Die Retroversion des Beines im Hüftgelenk ist aus der Normallage heraus nur in ganz geringem Ausmaß möglich (10 bis 15°). Nun kann man zwar das Spielbein weit nach hinten schwingen, aber diese Bewegung erfolgt nicht in dem Hüftgelenk der betreffenden, sondern in dem der anderen Seite, und zwar so, daß sich das Becken nach vorne neigt, was an der Stellungsänderung der Spina iliaca ant. sup. leicht festzustellen ist.

Die Abduktion beträgt bei aufrechtem Stand 40°, in beiden Hüftgelenken zusammen (Grätschstellung beider Beine) also 80°. Beugt man den Rumpf und damit das Becken vor, so kann die Abduktion in beiden Hüftgelenken zusammen bis zu 140° betragen.

Aus der Abduktionsstellung kann das Bein um den gleichen Betrag wieder adduziert werden. Wird das Bein nach vorn gehoben und zugleich etwas nach außen gedreht, so kann die Adduktionsbewegung noch über die Mittellinie weitergeführt werden. So können wir im Sitzen wie im Stehen das Spielbein vor das Standbein bringen, ,,die Beine Übereinanderschlagen“.

Schließlich sind im Hüftgelenk auch Rotationsbewegungen, Außen- und Innenrotation, möglich. Man kann die Ausschläge dieser Bewegungen bei gestrecktem Knie am Fuß oder bei gebeugtem Knie am Unterschenkel ablesen. In der Normalstellung ist das Bein immer etwas nach außen rotiert. Durch Kombination dieser verschiedenen Bewegungen entsteht die Zirkumduktionsbewegung oder das Beinkreiseln.

Die Bewegungsausschläge sind im Hüftgelenk nicht wesentlich kleiner als im Schultergelenk, doch werden sie bei der Vorherrschaft der Geh- und Laufbewegungen nur selten voll ausgenutzt.

Von der Mittellage des Hüftgelenkes spricht man dann, wenn der Oberschenkel in Anteversion, Abduktion und Außenrotation steht. In dieser Lage ist die Gelenkkapsel mit ihren Bändern am stärksten entspannt. Deshalb wird von Menschen, die an einer Hüftgelenksentzündung (Coxitis) leiden, unwillkürlich immer diese Stellung des Oberschenkels, die am wenigsten Schmerzen macht, eingenommen.

Anatomie des Hüftgelenkes: Die beiden Knochen, die sich im Hüftgelenk gegeneinander bewegen, sind das Becken und das Schenkelbein.

Das Schenkelbein, Femur (Abb. 108) ist der längste und größte Röhrenknochen des Knochengerüstes. Er besteht aus zwei Endstücken mit den Gelenkkörpern für das Hüft- und das Kniegelenk und aus einem Mittelstück, dem Schaft oder Körper, Corpus femoris.

Rechtes Femur

Das proximale Endstück besteht aus dem kugeligen Schenkelkopf, Caput femoris, und einem im Vergleich zum Humerus recht langen Hals, Collum femoris. Am Kopf ist in der Mitte der Gelenkfläche eine rundliche Vertiefung vorhanden, Fovea capitis, die dem Ansatz eines Bandes, Lig. capitis femoris, dient.

Der Hals liegt seitlich vom Kopf und bildet mit dem Femurschaft einenWinkel von 120 bis 130°, den Collodiaphysenwinkel (Abb. 88).

Die Konstruktionslinien des Beins

Das proximale Ende des Schaftes bildet eine mächtige Muskelapophyse, den großen Rollhügel oder Trochanter major. Er liegt dicht unter der Haut und ist am Lebenden leicht aufzufinden. Der eigentliche Schaft des Femurs dagegen ist ganz von dem Muskelkegel des Oberschenkels umhüllt, in dem er schief darin steckt (s. Abb. 88).

Der Trochanter major ist eine wichtige Knochenmarke für den Oberschenkel, ja für das ganze Bein. Er zeigt die Stellung des Femur im Hüftgelenk, das ganz in der Tiefe liegt, an. Bei gebeugtem Hüftgelenk liegen folgende drei Knochenpunkte: Spina iliaca ant. sup., Trochanterspitze und Tuber ischiadium in einer Linie (Roser-Nelatonsche Linie).

Die mediale Fläche des Trochanter major ist grubenförmig vertieft, Fossa trochanterica. An der Grenze von Hals und Schaft Hegt dorsomedial eine zweite kleinere Muskelapophyse, der kleine Rollhügel, Trochanter minor. Beide Trochanteren sind vorne durch die Linea, hinten durch die Crista intertrochanterica miteinander verbunden.

Der Schaft des Femur ist nicht gerade, sondern weist eine leichte, mit ihrer Konvexität nach vorn gerichtete Krümmung auf. Wie eine Sehne dieses Bogens verläuft an der Rückseite des Femurschaftes eine kräftige Verstärkungsleiste, Linea aspera [Crista femoris], die.mächtigen Muskelmassen teils zum Ursprung, teils zum Ansatz dient. An dieser Leiste lassen sich zwei Lippen unterscheiden: eine äußere, Labium laterale, und eine innere, Labium mediale. Verfolgt man beide Lippen aufwärts, so weichen sie auseinander. Die laterale zieht gegen den Trochanter major und endet in einer Rauhigkeit, Tuberositas glutaea, die durch den Knochenansatz des großen Gesäßmuskels hervorgerufen wird.

Bisweilen kann an dieser Stelle ein Höcker, Trochanter tertius, auftreten.

Das Labium mediale der Linea aspera biegt nach vorn in die Linea intertrochanterica um.

Der proximale Teil des Femur bietet das schönste Beispiel für einen trajektoriellen Bau der Spongiosaarchitektur eines Röhrenknochens. Die Spongiosabälkchen sind entsprechend den Hauptspannungslinien angeordnet, die bei der Belastung des Knochens auftreten (vgl. Abb. 109).

Frontalschnitt durch das rechte Hüftgelenk

Das distale Endstück des Femur wird beim Kniegelenk beschrieben.

Die Gelenkpfanne des Hüftgelenkes ist das Acetabulum des Hüftbeines, eine halbkugelige Aushöhlung, deren Rand an der caudalen Seite unterbrochen ist, Incisura acetabuli. Um den Rand dieser Pfanne legt sich ein faserknorpeliger Ring, Labrum acetabulare, der auch die Incisura acetabuli überbrückt und dort Lig. transversum acetabuli heißt. Im Gegensatz zum Schultergelenk springt das Labrum acetabulare des Hüftgelenkes mit freiem, scharfem Rand in die Gelenkhöhle vor (vgl. Abb. 89).

Die gegenseitigen Beziehungen von Gelenkkapsel, Labrum articulare und Epiphysenscheibe beim Hüftgelenk und beim Schultergelenk

Das Acetabulum ist nur an einer ungefähr halbmondförmigen Fläche, Facies lunata, mit Gelenkknorpel bedeckt. Der nicht überknorpelte Rest ist die Fossa acetabuli, die mit lockerem Binde- und Fettgewebe gefüllt ist. Aus ihrem caudalen Teil entspringt ein rundliches Band, Lig. capitis femoris [früher Lig. teres femoris], das sich in der Fovea capitis femoris befestigt. Inmitten dieses Bandes, gegen Druck und Zerrung geschützt, zieht eine kleine Arterie (Ramus acetabularis der A. obturatoria) zum Oberschenkelkopf.

Der Gelenkkopf des Hüftgelenkes ist der kugelige Ober-schenkelkopf, Caput femoris. Zwei Drittel seiner Oberfläche sind mit Knorpel überzogene Gelenkfläche.

Die Gelenkkapsel des Hüftgelenkes (Abb. 104, 105, 109) ist derb und fest, im ganzen trichterförmig gestaltet. Ihre Basis liegt am Hüftbein, wo sie am knöchernen Rand des Acetabulum entspringt, neben dem Labrum acetabulare bzw. Lig. transversum acetabuli. Am Oberschenkel befestigt sie sich vorne an der Linea intertrochanterica, hinten reicht sie nicht so weit nach abwärts, sondern nur bis zur Mitte des Schenkelhalses. 

Becken und Hüftgelenk mit Bändern, von vorn.

Becken und Hüftgelenk mit Bändern, von hinten

Dadurch ist es bedingt, daß manche Brüche des Schenkelhalses teils intra-, teils extrakapsulär liegen (sogenannte gemischte Schenkelhalsbrüche).

Im Gegensatz zum Schultergelenk ist die Gelenkkapsel des Hüftgelenkes durch mehrere kräftige Bänder verstärkt, die teils hemmend auf die Bewegungen des Spielbeines wirken, teils aber auch für die Ausbalancierung des Rumpfes auf den beiden Standbeinen von großer Bedeutung sind, wie z. B. das Lig. iliofemorale.

Das Lig. iliofemorale ( Abb. 104, 105, 109) ist das stärkste Band des Körpers (maximale Zugfestigkeit 300 kg). Es verstärkt vor allem die vordere Wand der Gelenkkapsel und ist wie ein umgekehrtes lateinisches V, also  gestaltet. Die Spitze befestigt sich am Hüftbein dicht unterhalb der Spina iliaca ant. inferior [Tuberculum ilicum]. Durch Befestigung des Lig. iliofemorale an der Verbindungslinie zwischen Trochanter major und minor ruft es eine Aufrauhung am Knochen hervor, die Linea intertrochanterica (Abb.104).

Das Lig. iliofemorale hemmt am Spielbein die Retro- flexion aus der Normallage fast vollständig, ferner wirkt es hemmend auf die Adduktion und die beiden Rotationsbewegungen. Weit wichtiger ist seine statische Bedeutung: Bei aufrechtem Stehen ruht das Becken und damit der ganze Rumpf auf den beiden Oberschenkelköpfen im labilen Gleichgewicht. Wird nun der Schwerpunkt hinter die quere Hüft- achse verlegt, wie das bei der „bequemen“ im Gegensatz zu der „strammen“ Haltung der Fall ist, so würde der Oberkörper nach hinten umkippen, wenn nicht das Lig. iliofemorale diese Bewegung verhinderte, wovon man sich an einem Bänderpräparat vom Hüftgelenk leicht überzeugen kann.

Auch von den beiden anderen Bestandteilen des Hüftbeines entspringt je ein Band der Hüftgelenkkapsel: das Lig. pubofemorale (Abb. 104), das die mediale Wand, und das Lig. ischiofemorale (Abb. 105), das die dorsale Wand der Gelenkkapsel verstärkt. Zwischen diesen drei Bändern liegen dünne Kapselstellen. Die Fasern des Lig. pubound ischiofemorale gehen zum Teil in Ringfaserzüge über, die gegenüber der Mitte des Schenkelhalses am stärksten sind: Zona orbicularis (Abb. 109).

Das Hüftgelenk besitzt eine Knochen-, Band- und Muskelführung. Deshalb sind im Vergleich zum Schultergelenk
Verrenkungen dieses Gelenkes sehr selten und nur bei sehr starker Gewalteinwirkung möglich.

Die Knochenführung des Hüftgelenkes ist dadurch gegeben, daß der Gelenkkopf viel tiefer in die Gelenkpfanne hineinragt als beim Schultergelenk. Man nennt diese Abart des Kugelgelenkes Nußgelenk, Enarthrosis (vgl. Abb. 89).

Die Epiphysenscheibe des Femurkopfes liegt (im Gegensatz zum Humeruskopf) vollständig intrakapsulär (s. Abb. 89 u. 109).

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